Automaten-Briefmarken

Definitionen Automatenmarken und Freistempel

Unter der Bezeichnung Automatenmarken (Abkürzung: ATM) verstehen Philatelisten (Briefmarkensammler) alle Briefmarken, die ihren Werteindruck erst direkt beim Verkauf in einem Automaten erhalten. Unerfahrene Sammler haben mitunter Schwierigkeiten, ATM von Freistempeln zu unterscheiden. Der Unterschied ist auch nicht immer augenfällig: Freistempel enthalten normalerweise Angaben zu Ort und Datum, Automatenmarken normalerweise nicht, aber es gibt Ausnahmen! Der echte Unterschied besteht in der Verwndung: Automatenmarken sind in der Verwendung nicht beschränkt, Freistempel sind beschränkt gültig!

Freistempel

Im allgemeinen gelten Freistempel nur am Tag der Ausstellung und nur im im Freistempel angegebenen Postamt. Da die Freistempel normalerweise nur am Lösungstag gültig sind, werden sie meist nicht gestempelt. Die meisten enthalten den Poststempel bereits neben der Wertangabe eingedruckt. Anhand der Erstellungsarten unterscheiden Philatelisten drei Arten von Freistempeln:

Ausnahmen: In der Schweiz sind Absenderfreistempel personengebunden, d. h. nur die Person bzw. Firma, auf die die Maschine zugelassen ist, darf sie verwenden - und zwar in der gesamten Schweiz! Werden die Sendungen nicht in dem Postamt eingeliefert, das im nebengesetzen Poststempel genannt ist, muß der Stempel entfernt werden, und die stempellosen Freistempel werden gestempelt. Dadurch können sie mit den sehr ähnlichen Automatenmarken verwechselt werden, die aber nie eine mit »P« beginnende Automatennummer im unteren Teil tragen wie die Freistempel.

In Deutschland können Absenderfreistempel zur Frankatur von Antwortbriefen genutzt werden. Bedingung ist, daß die Antwortadresse direkt auf den Umschlag gedruckt ist und mit dem im Freistempel bezeichneten Absender identisch ist. Solche freigestempelten Briefe und Postkarten sind seit Einführung der Deutschen Mark frankaturgültig! Aber eben nur an den, der den freistempel ursprünglich aufgedruckt hat.

In Spanien gab es große Probleme mit den sebstklebenden Automatenmarken, da viele Postsendungen in Spanien nicht gestempelt werden und die selbstklebenden Marken leicht abgelöst und erneut verwendet werden können. Daher wurde die Herausgabe der Marken an Kunden untersagt, die Marken mußten direkt auf die Sendungen aufgeklebt werden. Durch diese Anordnung des Postministers wurden die selbstklebenden Automaten mit glattem Rand ab Datum der Anordnung zu Freistempeln und sind es bis heute, d. h. neuere Briefe mit diesen Marken gehören nicht in die Automatenmarkensammlung, sondern in die Freistempelsammlung. Alle spanischen Automatenmarken mit gewelltem Rand sind von diesem Erlaß ausgenommen, sie erschienen alle erst nach der Verordnung.

Automatenmarken

Automatenmarken können im Gegensatz zu Freistempeln von jedem zu jeder Zeit im ganzen Land verwendet werden. Natürlich kann auch ihre Gültigkeit wie die anderer Briefmarken von der zuständigen Postverwaltung beendet werden (Belgien hat diesen Schritt bei den Klüssendorf-ATM aufgrund von Fälschungen getan). Die erste ATM der Erde, die Montgeron-Marke von 1969, wurde lange für einen Freistempel gehalten, konnte jedoch im gesamten Gebiet Paris verwendet werden (es ist nicht ganz klar, ob sie noch immer frankaturgültig ist). Außerdem kann es insbesondere in Entwicklungsländern geschehen, daß die ATM, die nur aus wenigen Automaten in Großstädten erhältlich sind, zwar im gesamten Land frankaturgültig, den örtlichen Postlern aber nicht bekannt sind und daher nicht akzeptiert werden.

Sammelbesonderheiten

»Sätze«

Automatenmarken unterscheiden sich von »normalen« Briefmarken vor allem dadurch, daß es sie in außerordentlich vielen Wertstufen gibt. So sind die aktuellen deutschen Nagler N24-ATM mit Posthornlogo inzwischen in Wertstufen von 5 Pf bis 99,95 DM in 5-Pf-Stufen erhältlich, das sind 1.999 Wertstufen! Es ist für (fast?) alle Sammler unmöglich, sämtliche existierende Wertstufen zu kaufen. Dies ist auch philatelistisch wenig sinnvoll, da die meisten Wertstufen nicht einzeln zur Frankatur geeignet wären. Das hat dazu geführt, daß sogenannte »Portosätze« gesammelt werden. Diese bestehen üblicherweise aus vier Werstufen, die den wichtigsten Portostufen entsprechen. Bei manchen Automatentypen sind einige Wertstufen durch einfachen Tastendruck (»Tastensatz«) oder als Vorauswahl im Bedienprogramm (»Programmsatz«) erhältlich, einige Automatentypen geben sogar ausschließlich fest programmierte Wertstufen ab. Auch solche Sätze werden häufig gesammelt. Programmsätze von Geräten, die über eine integrierte Waage zur Portobestimmung verfügen, können sehr umfangreich und teuer werden, da alle möglichen Gewichts- und Entfernungsstufen programmiert sein können. Beispiel: Ein Luftpost-Weltbrief bis 1 kg kostet etwa 75 DM! Daher weren in die Programmsätze nur die billigsten Wertstufen jeder Versendungsform aufgenommen. Im allgemeinen enthalten Automatenmarkensätze, wenn Besonderheiten des Automatentyps nichts anderes erfordern, vier Wertstufen. Diese Zahl willkürlich, auf sie haben sich die Händler (die Sammler hatten da weniger zu entscheiden, sie müssen nehmen, was die Händler anbieten) irgendwann verständigt. Trotzdem sollte man sich an diese »Michel-Sätze« halten, da unvollständige Sätze und nicht zu den Sätzen gehörende Wertstufen schlecht abzusetzen sind. Wem das egal ist, kann sich selbstverständlich auch mit dem jeweiligen Minimumwert begnügen. Schließlich muß eine Sammlung nicht »komplett« sein, das Sammeln sollte dem Vergnügen und nicht der Geldanlage dienen!

Ganzstücke

Im allgemeinen werden Einzelfrankaturen bevorzugt. Als Mehrfachfrankaturen gelten nur Marken mit gleicher Wertstufe. Mischfrankaturen mit normalen Briefmarken werden nur ungern genommen. Bei manchen Marken gibt es Unterschiede zwischen den von der Versandstelle an Sammler und Händler ausgeliefertten Marken aus einem speziellen Schnelldrucker und den Marken aus dem(den) Ortsgerät(en). Marken aus Ortsgeräten sind generell zu bevorzugen, sie sollten auch im nächstgelegenen Postamt gestempelt und versandt werden. Einlieferungen in Briefkästen werden meist maschinell gestempelt, diese Stempel sind meist deutlich unsauberer als Handstempel und werden außerdem weniger gern gesammelt. Selbstverständlich kann jeder das sammeln, was ihm am besten gefällt. Besonders häufig sind Ersttagsbriefe im Angebot. Diese sind zwar insgesamt seltener als Briefe aus dem Rest der Laufzeit, aber von ausländischen Automatenmarken sind kaum Ganzstücke aus der restlichen Laufzeit erhältlich, es wäre für die Händler viel zu teuer, nochmals dorthin zu fahren, und örtliche Sammler haben nur selten Kontakte nach Deutschland. Ideal wäre natürlich deutlich erkennbare Bedarfspost (z. B. an Behörden), die aber fast unmöglich zu bekommen ist.

In meiner Linksammlung finden sich weitere Informationen zu Automatenmarken.


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Erstellt am Sa, den 24.07.1999 von Martin Stricker.
Zuletzt geändert am Fr, den 30.07.1999 um 20:19.